Die aktuelle Situation auf dem Weinmarkt und seine Zukunftsentwicklung (Prof. Durner 11.8.25)

11.08.25 Durner 1„Trinkt mehr Wein!“. Mit diesem an die mehr als 80 anwesenden Weinbrüder gerichteten Appell eröffnete Prof. Dr. Dominik Durner vom Weincampus Neustadt seinen Vortrag. Dass diese Aufforderung seine Berechtigung hat, bewies Prof. Durner anschließend anhand zahlreicher Statistiken, Diagramme und Zahlen über die derzeitige und künftige Situation auf dem Weinmarkt.

Ernüchternd in erster Linie, dass der Weinabsatz in den letzten Jahren 2015-2023 weltweit um ca.12% abgenommen hat, in Deutschland um 7%. Auch der Konsum war rückläufig: Von ca. 24.2l auf 23,3l/Person. Ebenso ging die weltweite Rebfläche in den letzten 20 Jahren um 8% zurück. In Deutschland beträgt die Rebfläche z.Zt. etwa 104 000ha (1,4% weltweit), die Weinproduktion liegt bei ca. 8,6 hl (3,6%) und der Durchschnittsertrag bei 10,5l/ha. In der Weinerzeugung liegt Deutschland auf Platz neun in der Welt: Spitzenreiter sind hier Frankreich, Italien und Spanien, wobei auch gerade in Frankreich und Italien in den letzten 10 Jahren ein enormer Produktionsrückgang um ca. 12% zu verzeichnen war.

Erstaunt waren die meisten Weinbrüder wohl auch darüber, dass Deutschland als Weinimportland weltweit führend ist und jährlich ca. 15 Mio. hl Wein importiert, hauptsächlich aus Italien und Spanien (zusammen ca. 9 Mio. hl = Produktionsmenge Deutschlands!). Exportiert werden aber lediglich 1,1 Mio. hl, vorwiegend in die USA und Niederlande.

Die wichtigsten Rebsorten weltweit sind weiterhin Cabernet Sauvignon, Merlot und Tempranillo, weltweit am weitesten verbreitet ist der Chardonnay. Während es in Italien oder Portugal über 1000(!) Rebsorten gibt, sind es in Deutschland lediglich 280, vor allem weiße Rebsorten.

Den zweiten Teil seines Vortrags widmete Prof. Durner hauptsächlich der deutschen Weinwirtschaft. 16.000 Betriebe beschäftigen z.Zt. ca 20 000 Vollbeschäftigte und sorgen für einen Umsatz in der Weinproduktion von ca. 3,5 Mrd. Euro und im Weinhandel von ca. 12 Milliarden Euro. 2 000 Vollbeschäftigte arbeiten in Technologiebetrieben für Reben und Wein, bei Dienstleistern und Zulieferern und sorgen für einen Umsatz von 5 Milliarden Euro. Im Weintourismus und der Weingastronomie arbeiten etwa 5 000 Vollbeschäftigte; hier beträgt der Umsatz stattliche 15 Mrd. Euro.

Die folgende Statistik vermittelte eine Prognose von Fachleuten der Weinbranche über die zukünftige Entwicklung des deutschen Weinmarktes. Sie gehen bis in das Jahr 2030 von einem Rückgang der Rebflächen um 20% und der Weinproduktion um 15% aus. Allerdings wird sich der Absatz von deutschem Wein hierzulande von derzeit 42% auf etwa 50% steigern, ein positiver Trend!

Um deutschen Wein noch attraktiver zu machen, präsentierte Prof. Durner anschließend einen Maßnahmenkatalog mit diversen Einzelmaßnahmen zur Absatzförderung. Nach seiner Meinung bedarf es in erster Linie einer Effizienzsteigerung durch Einsatz moderner Technik, Digitalisierung und KI.

Viele kleinen Winzerbetriebe in Deutschland verlieren zunehmend wegen fehlender Vermarktungsmöglichkeiten an Bedeutung. Der mächtige Handel zwingt die kleinen Weinproduzenten in die Knie. Umfragen zeigen, dass eine überwiegende Mehrheit der Konsumenten ihre Weine in Discounter oder im Lebensmittelmarkt erwerben, an dritter Stelle erst folgt der Weinbaubetrieb. Der Online-Kauf liegt bereits bei ca. 11%, mit zunehmender Tendenz!

Bemerkenswert auch die Tatsache, dass in puncto „Betriebskosten“(bedingt durch die hohen Sozialkosten, dem Mindestlohn und den immensen Energiekosten) Deutschland weltweit an der Spitze liegt; die Produktionskosten pro Weinflasche in mittleren Weingütern lägen, nach Angaben des Referenten, z.Zt. bei 6,80€!

In seinem abschließenden Fazit sieht Prof. Durner die „Chance im Wandel“: In den kleinen, regionalen Strukturen stecke die Essenz der Nachhaltigkeit (kurze Wege, Regionalität, „mein Winzer von Nebenan“). Der digitale Wandel müsse die Umkehr der Economy of Scales bedeuten.

Nach einer regen Diskussion unter den Weinbrüdern und mit dem Referenten, bedankte sich Ordenskanzler Karl-Heinz Bauer bei Prof. Dr. Durner für dessen aufschlussreiche und souverän vorgetragene Ausführungen mit dem üblichen Weinpräsent.

Es bleibt nur zu hoffen, dass zumindest die Weinbrüder dem Eingangsappell des Referenten Folge leisten, um damit ihren Beitrag zur Minderung des sinkenden Weinabsatzes zu leisten!

Bernd Dieffenbacher

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