70. Literarische Weinstunde am 24.6.2025

k 24.06.25  Lit. Weinstunde 1Die 70. Literarische Weinstunde (2020 und 2021 fielen sie wegen Corona aus) brachte wieder einmal die „große Literatur“, wie Zeremonienmeister Michael Landgraf betont, in das Ordenshaus der Weinbruderschaft der Pfalz. Begrüßen konnte Ordensmeister Oliver Stieß mit der Kulturbotschafterin der „UNESCO City of Literature“, Marion Tauschwitz, eine herausragende Schriftstellerin. Sie gilt als eine der wichtigsten deutschsprachigen Biografinnen und leistete bedeutende Beiträge zur Erinnerungskultur von Schicksalen im 20.Jahrhundert.

In seiner Eröffnungsansprache gab Ordensmeister Stiess einen kurzen Überblick über die Historie der „Traditionsveranstaltung“. Dann übernahm WB Michael Landgraf in gewohnter Weise die Moderation, im Rahmen derer er die drei Teile des Abends sowie die Autorin Marion Tauschwitz genauer vorstellte. Dabei würdigte er ihre Stellung in der deutschen Literaturszene. Im Rahmen eines Vortrags samt Lesung aus ihren Büchern präsentierte sie das Motto „Schreiben gegen das Vergessen“. Im Blick war ihre Beschäftigung mit einer der wichtigsten Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts, der Schriftstellerin Hilde Domin, die lange Zeit ihren Lebensmittelpunkt in Heidelberg hatte. Domin war eine geborene Löwenstein und stammte aus einer jüdischen Familie, die die Schrecken des NS-Regimes erleben musste. Da Tauschwitz mit Domin eng befreundet war, verfasste sie eine Biografie, die als Standardwerk über die Poetin Domin gilt.

In drei von kurzen Pausen unterbrochenen Sequenzen erzählte Marion Tauschwitz in beeindruckender Weise über das Leben der Schriftstellerin und ihre eigene Verbindung zu ihr. Durch ihren stets lebendigen, mit zahlreichen Zitaten gespickten Vortrag, gelang es ihr vorzüglich, den Zuhörern ein sehr anschauliches Bild von Hilde Domins Leben und Werk zu vermitteln. Dabei erfuhren die Zuhörerinnen und Zuhörer auch viel über das Leben Domins im Exil wo auch ihr Name herstammt, denn Domin erinnert an die Dominikanische Republik. Nach ihrem eindrucksvollen Vortrag beantwortete Frau Tauschwitz ausführlich und geduldig einige Fragen aus dem Zuhörerkreis und signierte Bücher.

Ordenskanzler Bauer bedankte sich im Namen der Weinbruderschaft bei der Schriftstellerin für die sehr interessanten Ausführungen mit dem üblichen Weinpräsent, bei WB Steffen Boiselle für die Gestaltung des Gästebuchs und bei den Ordonnanzen plus deren Helferin Sandra Serr für die hervorragende Bewirtung.

Fazit: Eine äußerst interessante Literarische Weinstunde mit einer sympathischen und überaus kompetenten Referentin, die es verstanden hat, den Zuhörern ihre tiefgehende „literarische Kost“ ansprechend zu vermitteln. Bedauerlich ist nur, dass so wenige Weinbrüder am Dienstag den Weg ins Ordenshaus gefunden haben. Es stellt sich die Frage, welche Erwartungen viele Weinbrüder an Inhalte und Gestaltung künftiger Literarischer Weinstunden stellen!

Anmerkung: Einen ausführlichen Bericht (aus der Feder von WB Michael Landgraf) über die „Literarische Weinstunde 2025“ wird im Konventbrief 2025 erscheinen.

Bernd Dieffenbacher