„Goethe und der Wein“ (16.10.23)
„Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“. Dieses Zitat von Johann Wolfgang von Goethe kennt wohl jeder Weinbruder. Aber nur wenige haben wohl etwas über die Beziehung unseres Dichterfürsten zum Wein gehört. So ist es auch nicht verwunderlich, dass zahlreiche Weinbrüder am vergangenen Montag für ein gut gefülltes Ordenshaus sorgten, um dem Vortrag unseres WB Robert Renno mit dem Thema „Goethe und der Wein“ zu lauschen.
Schon nach wenigen Minuten war allen Zuhörern bewusst, dass wir mit unserem Kuseler WB einen absoluten Goethe-Kenner zu Gast hatten. WB Renno verstand es, in einem informativen, stets humorvollen, mit Zitaten und Anekdoten gespickten Vortrag, den Weinbrüdern zu vermitteln, dass in Goethes Leben und Werk der Wein eine unübersehbare Rolle spielte. Bereits unmittelbar nach seiner Geburt (28.8.1749) rettete ihm „ein Bad heißen Weins“ das Leben, am Tag vor seinem Tod (22.3.1832) verlangte er ein Glas Wein, „das er in drei Zügen leer trank“. Als Enkel eines Weinhändlers erinnerte er sich lebenslänglich an seinen ersten Besuch als siebenjähriger Junge im Weinkeller des Elternhauses mit kostbaren Weinen, der ihn zum Verfassen seines Erstlingswerks inspirierte: Ein in lateinischer Sprache verfasstes Gespräch, in dem es um das Verhalten im Weinkeller geht!
Wein war im Alltagsleben Goethes sein ständiger Begleiter. Schon während seiner Studentenzeit mochte er kein Bier – er trank lieber einen guten Wein oder Champagner, was ihm aufgrund seiner finanziellen Möglichkeiten kein Problem bereitete.
In seinem späteren Leben entwickelte er sich als absoluter Weinkenner mit großem Weinverstand, der selbst einmal seinem König bei einer Weinprobe widersprach, indem er als einziger den Unterschied zwischen einem Rhein-, Franken- und Burgunderwein erschmecken und beschreiben vermochte.
Zu seiner großen Freude fand er auch in seiner späteren Frau Christiane eine „freudige Mittrinkerin“. So war es auch nicht verwunderlich, dass im Hause Goethe in Weimar bei Empfängen stets exzellente Weine ausgeschenkt wurden und das bunt gemischte Weinsortiment stets neu aufgefüllt werden musste. Man veranschlagte pro Gast zwei Flaschen Wein am Abend, jährlich wurden zwischen 360 und 1800 Liter Wein bei den Weinhändlern bestellt und die Ausgaben für den Weinkauf im Hause Goethe beliefen sich bei ca. 40%!
Zeitlebens schätzte Goethe den Wein als Genussmittel, sah aber auch im Wein „produktivmachende Kräfte sehr bedeutender Art“, welcher auf Körper und Geist gleichermaßen gesundheitliche Wirkung zeigte. Ein Rat an seinen kranken Freund Schiller „statt Wasser besser Wein, am besten Portwein zu trinken“ verdeutlichte diese Einstellung Goethes.
Obwohl Goethe keinerlei Beziehungen zum Pfälzer Wein hatte, er liebte insbesondere die Weine aus Franken, dem Rheingau oder von der Nahe, gilt Goethe für einige als „Erfinder“ des „Pfälzer liebstes Getränk – der Weinschorle.“ Dazu folgende überlieferte Anekdote aus seinem Leben:
Goethe saß in einem Gasthaus an seinem Tisch und trank eine Schorle. Er konnte sein Getränk aber nicht in Ruhe genießen, denn eine Herrenrunde am Nebentisch spottete unüberhörbar über das angeblich verwässerte Getränk. Daraufhin kritzelte der Dichter folgende Verse auf einen Zettel und übergab diesen den Herren:
„Wasser allein macht stumm,
das zeigen im Bach die Fische.
Wein allein macht dumm,
siehe die Herren am Tische.
Da ich keins von beiden will sein,
trink ich Wasser mit Wein.“
Es stellt sich jetzt die Frage, ob Goethe dieses Gedicht auch geschrieben hätte, wenn er den Pfälzer Wein schon gekannt hätte. Denn, obwohl die Pfälzer „ihre“ Weinschorle sicher sehr gerne als „Durstlöscher“ genießen, ein gestandener Weinbruder wird dennoch ein gutes Glas Pfälzer Weins bevorzugen!
Nach seinem sehr spannenden und kurzweiligen Vortrag hatte sich WB Robert Renno nicht nur den herzlichen Applaus seiner Zuhörer verdient, sondern auch die Dankesworte von Ordenskanzler Karl-Heinz Bauer, verbunden mit dem obligatorischen Weinpräsent.