54. Große Pfalzweinprobe im Saalbau (Neustadt/W) am 13.10. 2018

Über Böden, Aromen und das Weinrecht

54. Große Pfalzweinprobe im Saalbau – 21 Weine verkostet – Lehrreicher Vergleich von vier Rieslingen, deren Charakter stark vom Boden geprägt ist

Von Gisela Stieve
(Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau - Nr. 239)
 

Weine, für deren Beschreibung der Laie nach Worten ringt, und fetzige Musik der fünfköpfigen Formation „s'Blech“ machten einen langen Abend kurzweilig: Rund 1000 Besucher haben am Samstag bei der 54. Großen Pfalzweinprobe im Saalbau 21 Weine verkostet. Moderiert wurde die Veranstaltung von Thomas Weihl, Ordenskellermeister der Weinbruderschaft der Pfalz.

Pfalzweinprobe 2018

Die Winzer, die sich präsentierten, waren Routiniers und unbekannte Talente, Spezialisten und Alleskönner, Traditionalisten und Entdecker sowie Analysten und Impulsgeber. Das war offenbar der Gedanke hinter dem Motto „die Pfalz für Fortgeschrittene“, das gleichermaßen auch die Gäste einschloss. Letztere kamen aus dem strahlenden Spätsommerlicht in den gedimmten Festsaal in Neustadts guter Stube - teils mit reichlich Proviant auf den Tischen, um die 21 flüssigen Proben selbst auch kulinarisch zu begleiten.Ein erfrischender Riesling-Sekt mit Struktur und knackiger Säure, der aus dem Siebeldinger Königswingert stammt, gab den Auftakt für eine in jeder Hinsicht interessante Probe. In Deutschland regele das Weinrecht die unterschiedlichen Qualitätsstufen, erklärte Weihl. Dabei sei eine lebendige Weinwirtschaft wie in der Pfalz von der Bewahrung der Traditionen, aber auch von der Lust an Innovationen gekennzeichnet.

Der Ordenskellermeister erklärte beispielsweise auch, dass der Begriff „blanc de noir“ im deutschen Weinrecht nicht geregelt sei. Maßgeblich für die Bereitung dieses Weines sei die schnelle und schonende Verarbeitung der geernteten Trauben. Die Phase des Kontaktes zwischen dem Saft und der Schale müsse auf ein Minimum reduziert sein. Die Beliebtheit dieser Weine zeige, dass bei den Weißweinen die hellen Weine aus roten Sorten inzwischen 15 Prozent ausmachten. Besonders geeignete Rebsorten für dieses Herstellungsverfahren seien Spätburgunder und Schwarzriesling.

Der Vergleich von vier trockenen Rieslingen, deren Charakter wesentlich vom Boden geprägt wurde, hatte einen lehrreichen Effekt. Sandstein gab dem Riesling von Michael Andres aus Ruppertsberg eine leicht salzige und dennoch vollmundige Note. Basalt (Forster Pechstein), Muschelkalk und „Rotliegendes“, also rotgefärbte Sandsteinböden sorgten bei den Gewächsen für Anklänge von heimischen und exotischen Früchten und Kräutern sowie zarte Säure und außergewöhnliche Aromen.

Reinhold Hörner, Präsident des Weinbauverbandes Pfalz, lobte die Arbeit der Weinbauern. Die Weinbruderschaft sei die große Familie der Pfälzer Winzer. Das Jahr 2018 könne für den Weinbau nicht mehr übertroffen werden. Nach einem nassen Frühling wolle der Sommer jetzt nicht enden. Nach 40 Jahren Ernteschätzung habe er in diesem Jahr extrem erleben können, wozu eine Rebe fähig sei. Der Jahrgang habe tolle Qualitäten geliefert, und kein Winzer habe bei der Weinlese Stress gehabt, weil etwa Unwetter zu befürchten waren.

Musikalische Entspannung brachten die fünf Blechbläser „s'Blech“ in den Festsaal. Titel von großen Legenden wie Freddy Mercury und Michael Jackson, Klassiker wie der St. Louis-Blues oder eine nachdenkliche Erinnerung an die große Joy Fleming begeisterten das Publikum.

Mit dem Pfälzer Lied „Am deutschen Strom, am grünen Rheine, ziehst du dich hin, o Pfälzerland“ beschloss der Chor der Anwesenden nach gut vier Stunden den genussvollen Abend.