Weinrunde am 12.09.22 mit Neustadter Stadtrundgang Teil II

 

Neustadter Stadtrundgang, Teil II, 12.09.2022

Dass wir mit unserem Bruderschaftsmeister Michael Landgraf einen ausgesprochenen Kenner der Neustadter Geschichte in unseren Reihen haben, wissen zahlreiche Weinbrüder spätestens seit seinem ersten „Neustadter Stadtrundgang“ am 10.8.2020 sehr zu schätzen. So war es nicht verwunderlich, dass am vergangenen Montag wieder ca. 50 Weinbrüder, darunter auch etliche Ehefrauen bzw. Partnerinnen, bei der Fortsetzung dieser Veranstaltung teilnahmen. Auch dieses Mal wurden sie sicherlich nicht enttäuscht. Nach einer kurzen Einführung im Ordenshaus in die Historie Neustadts starteten die Teilnehmer zu einer Rundtour durch die Altstadt:

Von der Stiftskirche am Gasthaus „Zur Post“, vorbei zum „Alten Rathaus“, von dort zur „Weinstube Herberge, zum „Ursinushaus“ und über den „Kartoffelmarkt“ zurück zur Stiftskirche. Hierbei gelang es WB Landgraf auf seine eigene, beeindruckende Art – stets humorvoll und mit passenden Anekdötchen untermauert – den TeilnehmerInnen einen informativen Eindruck über die ehemalige Funktionalität der einzelnen Gebäude und Stätten, sowie das Leben der damaligen Bewohner zu vermitteln.

Wer wusste z.B.,

  dass die Wasserspeier an der Stiftskirche in Dämonenform ursprünglich zur Abschreckung „fremder“ Dämonen gedacht waren und als  Vorgänger der berühmten „Elwetritsche“ gelten,

  dass das Gasthaus „Zur Post“ ehemals auch als Herberge diente, in der u.a. der bekannte Literat Ludwig Börne nächtigte und dort seine Uhr gestohlen bekam,

  dass das heutige Reformhaus in der Hauptstraße, 1589 als Rathaus gebaut und im Jahre 1890 zum Kaufhaus umgebaut wurde,

•  dass ca. 700 Neustadter Frauen im Januar 1832 eine große Anzahl freiheitsliebender Polen in den Straßen rund um das Alte Rathaus empfingen und mit ihnen ein großes „Freiheitsfest“ feierten und somit das „Hambacher Fest“ eigentlich bereits hier seinen Anfang  nahm,

•  dass ganz in der Nähe, in einem Gebäude in der Hauptstraße, von fleißigen Neustädterinnen die erste schwarz-rot-goldene Fahne (in Anlehnung an die Farben der Uniform der französischen Soldaten) genäht wurde,

  dass die „Weinstube Herberge“ als eine der ältesten Weinstuben der Pfalz gilt und als ehemalige Zunftherberge diente,

•  dass vor dem „Wagnerhaus“ in der Mittelgasse, zur Erinnerung an die erste Weinsortenverordnung im Jahre 1584, ursprünglich eine Gänsfüßerrebe gepflanzt wurde, die mittlerweile aber einer anderen Sorte weichen musste,

•  dass das „Ursinushaus“ in der Hauptstraße als ehemaliges Professorenhaus nach Professor Ursinus benannt wurde, der als
Herausgeber des „Heidelberger Katechismus“ damit die Grundlage für die Reformierten legte,

•  dass der Paradiesbrunnen auf dem „Kartoffelmarkt“ von dem Pfälzer Bildhauer Gernot Rumpf auch als Anspielung auf das Gedicht „‘s Paradies“ von Paul Münch geschaffen wurde, das mittlerweile auch als Rap dargeboten wird (wie WB Landgraf, begleitet vom Rest der Gruppe, eindrucksvoll vor Ort – zum großen Erstaunen einiger Außerstehenden - bewies),

•  dass die Stiftskirche, durch eine Mauer getrennt, seit 1714 als Simultaneum genutzt wird,

  dass der Ausspruch „Klappe halten“ von dem lästigen Geräusch des Hochklappens der Sitze im Chorgestühl einer Kirche abgeleitet wurde?

Bereichert durch diese und sicherlich noch von einigen weiteren neuen Erkenntnissen, kehrten die Weinbrüder und ihre Begleiterinnen nach etwa 1 ½ Stunden in das Ordenshaus zurück, um dort den restlichen Abend in gemütlicher Runde ausklingen zu lassen.

Bernd Dieffenbacher

WR 12922 1WR 12922 2