Minimalschnitt im Spalier

 k DSC 5989Das spannende Thema „Minimalschnitt im Spalier“ stand am Montag den 25.3.2019 im Ordenshaus im Mittelpunkt der Unterhaltungen. Angeregt dazu wurden die anwesenden Weinbrüder durch ein Grundsatzreferat von WB Gustav Pfaffmann, der auf diesem Gebiet als absoluter Fachmann zählt. Mit 160 ha Anbaufläche, wovon mittlerweile bereits 60 ha mit Minimalschnitt bearbeitet werden, ist sein Betrieb der größte Biolandbetrieb Deutschlands!

Zu Beginn seiner Ausführungen wies WB Pfaffmann auf die Veränderungen im Weinbau während der letzten Jahrzehnte hin: Der Wandel von Klein- zu Großbetrieben führte trotz Spezialisierung und Mechanisierung zu einem steigenden Bedarf an Fremdarbeitskräften und dadurch im Laufe der Jahre zu einer Kostenexplosion bei den Lohnkosten. Daher suchte auch der Großbetrieb Pfaffmann nach Alternativen zum bisherigen kostenintensiven Bewirtschaftungssystem der traditionellen Spaliererziehung und stellte zunächst einen Teil der Anbaufläche auf „Minimalerziehung“  um. Da bei diesem System der vorhandene Drahtrahmen im bisherigen Zeilenabstand von ca. 2m erhalten bleibt, gleicht sie vom Aussehen weitgehend der Spaliererziehung. Der Wegfall der Formierungsarbeiten am Rebstock (Rebschnitt, Biegen, Heften) bewirkt aber  eine immense Arbeitszeiteinsparung und somit auch eine wichtige Kosteneinsparung. Damit der Weinstock nicht durch ein zu hohes Ertragspotential überfordert wird, muss aber eine Ertragsregulierung durch Ausdünnung erfolgen. Dazu setzt WB  Pfaffmann zumindest in den ersten zwei bis drei Jahren einen dafür speziell entwickelten Vollernter ein. Danach tritt eine natürliche  „Selbstregulierung“ ein, wobei aber eine deutliche Abnahme der  Rebenkrankheit Esca zu erkennen ist, die, genau wie Hagel, Sonnenbrand, Frost oder Wildverbiss, dem Minimalschnitt wenig anhaben kann.

Die Ausdünnung des Beerenansatzes durch den Vollernter lässt kleinere, gesunde Beeren mit festerer Haut entstehen und führt zu einer Reifeverzögerung von bis zu drei Wochen, was wiederum einen günstigeren Reifeverlauf der Beeren bewirkt.

Durch den minimalen Rebschnitt entstehen keine größeren Wunden, weshalb Infektionen durch holzzerstörende Pilze (Esca) reduziert werden. Die hohe Triebzahl und die zahlreichen Trauben im Stock machen die Rebstöcke zudem unempfindlicher gegen beißende Schädlinge und ermöglichen den Verzicht auf Insektizide. WB Pfaffmann wies aber ausdrücklich darauf hin, dass gerade während der ersten drei bis vier Spritzungen ein erhöhter Pflanzenschutz vonnöten ist ( pro Einsatz ca. 350l Spritzmittel mit Schwefel, Kupfer und Mittel zur Pflanzenstärkung), anschließend gleicht sich die Spritzmittelmenge dem herkömmlichen Anbauverfahren an.

Herr Pfaffmann betonte, dass sich der aktuelle Trend zu besserer Weinqualität auf jeden Fall mit der „Minimalschnittmethode“ vertrage, wie auch durch die Verkostung der beiden „Mitbringsel“ von den Weinbrüdern vor Ort selbst festgestellt werden konnte.

Abschließend zog WB Pfaffmann ein positives Fazit: Seine betriebswirtschaftliche Entscheidung, die Umstellung auf  die neue Erziehungsmethode „Minimalschnitt im Spalier“, hat sich im Hinblick auf die intendierte Kostensenkung für ihn und seinen Betrieb auf jeden Fall gelohnt und er prognostizierte dieser Bewirtschaftungsform eine gute Zukunft.

Bevor WB Gustav Pfaffmann sich noch einigen auftretenden Fragen aus dem Plenum stellte, zollten ihm die Zuhörer anerkennenden Beifall für seine sehr informative, frei und souverän vorgetragene Darstellung.

Abgerundet wurde das Ganze noch durch folgende Anmerkung unseres Großmeisters Dr. Fritz Schumann: „Vor 500 Jahren haben der Geißbock und der Esel den Rebstock erfunden und dann kam der Pfaffmann und schafft ihn ab!“

Auch ihm war ein Applaus sicher…